Oliver Sachse, 1964 in Wesel geboren, lebt und arbeitet seit 1987 in Wuppertal. Seine Passion, seine andere Existenz ist ihm seit Jahrzehnten die Malerei. Schon am Niederrhein gab der Autodidakt Zeichenkurse für Jugendliche und Erwachsene, war in der dortigen Künstlerszene aktiv.
In Wuppertal hat er sich weiter entwickelt: Sachse verwendet für seine oft großformatigen Werke eine Vielfalt von Materialien von der einfachen Wandfarbe über Wachs, Tuch bis hin zum Blei. Seine Arbeiten verlangen den unverstellten Blick, haben oft eine an die Baumrinde gemahnende Struktur, die Vielschichtigkeit durch Brüche aufzeigt. Literarische Themen wie etwa das große Moby-Dick-Epos sind ihm häufig Inspiration.
Oliver Sachse geht es darum, Strukturen zu schaffen und sie freizulegen. Seine Bilder bauen sich aus vielen Schichten auf – Blau auf Grün; Wandfarbe, Stoff, Rinde, Blei und Leinwand liegen übereinander. Risse geben Einblicke, fügen sich zum Ganzen. Dieser Prozess dauert manchmal Wochen und entwickelt eine Eigendynamik. Das sind Grenzerfahrungen im vorgegebenen Format. Sachses Bilder haben ein Leben. In Wuppertal stellte er bereits in einigen Galerien aus.

Frank Uferkamp

Die Gazelle ist das Rad der Reichen ...

... und ein Motiv der Serien von Oliver Sachse. Seit 2012 bestimmt es als figuratives Element die Malerei des 1964 in Wesel geborenen Malers. In der seriellen Wiederholung und den verschiedenen Anordnungen ist das Motiv zwar immer wiederzuerkennen, gleichfalls wird deutlich, dass es Oliver Sachse nicht um die Abbildung eines Fahrrads geht, sondern vielmehr um das Spiel mit Ideen und Vorstellungen, die durch visuelle Erfahrungen transportiert werden können.

Oliver Sachse betont das Motiv, in dem er es durch kraftvolle Grafitlinien darstellt, die den Umrissen bzw. Schattenrissen des Objekts folgen, und sich deutlich von dem abstrakten, rein malerischen Hintergrund absetzen. Der Grund besteht aus einer auf Holz aufgezogenen Leinwand, die zunächst mit Wandfarbe, und schließlich mit verschiedenen Komponenten, wie Lack-, Öfarben und Granulaten überzogen wird. Entscheidend ist dabei, dass Oliver Sachse die Oberfläche in mehreren Arbeitsschritten aufträgt und dazwischen immer wieder schleift. Dadurch gewinnt die Bildfläche zum einen ihre beeindruckende haptische und räumliche Wirkung, die einen dreidimensionalen und reliefartigen Charakter aufweist. Zum anderen führt er damit eine Art kontrollierten Zufall ein. Durch den Arbeitsprozess entstehen Risse, Verläufe und chemische Reaktionen, die selbst für ihn Überraschungen bieten und die Entstehung neuer Bildentwürfe möglich machen.

Figur und Grund bilden in ihrer wechselseitigen Beziehung eine Spannung, eine Dynamik, die nicht dazu dient, einen Gegenstand wiederzugeben, sondern Vorstellungen hervorzurufen. Mögen dies für den den Künstler Erinnerungen an die niederrheinische Heimat und das allgegenwärtige Gazelle-Rad sein, sind es für die Betrachter_innen, die sich in den transparenten Bildwelten verlieren, je eigene, unterschiedliche Assoziationen, vielleicht an durchmessene Landschaften, verloren geglaubte Zeiten, Erinnerungen an die Kindheit und das Erwachsenwerden, die in dem Riss zwischen Motiv und Malerei auftauchen.

Erik Schönenberg

Oliver Sachse und seine Bilder

Der Künstler Oliver Sachse ist ein Grenzgänger zwischen der real vorgefundenen Welt, die sich in seinen Bildern durch eine dominierende Figuration des Gesehenen äußert und einer zweiten Ebene des Schauens, die der Phantasie des Betrachters einen Raum anbietet, das Plakative zu hinterfragen und sich selbst in eine Beziehung zum Gesehenen zu setzen.
Großformatig legt Sachse seine Bilder an, die er fast ausschließlich und bewusst auf Holz statt auf Leinwand malt. Dieser harte Untergrund wird vielschichtig bearbeitet und gewinnt mit jedem Arbeitsschritt eine größere Dreidimensionalität. Schicht um Schicht wird aufgetragen und wieder abgeschliffen. Reliefartig treten seine Figuren aus der Tiefe hervor und werden so gleichwohl dynamisch und „begreifbar”.
Seine Motive entspringen oft dem Tierreich - Wölfe, Hunde, Schweine, domestiziert und auch wild treten sie in ein Verhältnis zum Betrachter, dominieren das Bild und lassen trotzdem genug Freiraum für eine Geschichte, die der Rezipient individuell aus seinem Erfahrungshorizont assoziieren kann.
Man kann die Bilder als kritische Bewältigung erlebter Erfahrungen sehen. Sie enthalten aber immer auch eine große Portion sarkastischen Humor und zeigen nicht ausschließlich den moralinsauren Zeigefinger des Weltverbesserers.
Die oftmals schrille Farbigkeit des Bildhintergrunds suggeriert oberflächlich betrachtet eine Verwandtschaft zur Pop-Art der siebziger Jahre. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber die Funktion der Farbe als Verstärker für die Figuration.
Schroff und spröde ist ist das Material, aus dem die Bilder hervorwachsen. Gips und Wandfarbe werden schichtweise aufgetragen und geben den Kunstwerken fast einen tektonischen Aufbau, der als abstrakter Hintergrund die Figuren plastisch aus dem Nichts hervortreten lässt.
Durch diese Überhöhung wirken viele Arbeiten fast surreal und lassen der Phantasie des Betrachters einen weiten Raum, das Gemalte in die eigene Beziehungswelt einzubeziehen.
Sachse kann als wichtiger Vertreter der neuen Figuration gesehen werden, der mit einem individuellen Bildaufbau und seinen vielfältigen handwerklichen Strukturen eine Tiefe erreicht, die den Betrachter nachhaltig beeindruckt.

Hans-Günter Macho, Galerie ART IM TAL

Oliver Sachse ist auf den Hund gekommen

Eine überzüchtete Kreatur, eine extreme körperliche Energie, eine schon absurde Figürlichkeit -
Oliver Sachses Windhunde sind schon fast Maschinen und haben nur den Daseinszweck - schnell zu sein. In dieser extremen Ausprägung sind sie ein Geschöpf des Menschen und stehen so für eine ganz eigene Ästhetik. Sie fasziniert oder stößt ab, kalt lassen sie einen nicht.

Frank Uferkamp